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Was ist FBT / Fit

Family-Based Treatment (FBT) und Familienintegrierte Therapie (FiT)

Was ist FBT?

FBT steht für »family based treatment« und wird immer unter Anleitung einer ausgebildeten FBT-Therapeut:in durchgeführt. In Deutschland, Österreich und in der Schweiz gibt es viel zu wenige FBT-Therapeut:innen. Darum hat sich in den letzten Jahren im deutschsprachigen Raum eine Behandlungsmethode entwickelt, die sich an den Grundsätzen des FBT orientiert, welche von den Eltern aber ohne therapeutische Begleitung durchgeführt wird: die familienintegrierte Therapie (FiT). Sie folgt in den wesentlichen Grundsätzen den Handlungsempfehlungen des manualisierten FBT, weshalb im Folgenden FBT näher vorgestellt werden soll.

FBT als Methode zur Behandlung von Magersucht bei Kindern und Jugendlichen wurde in den 70er- und frühen 80er-Jahren am Maudsley Hospital in London von Prof. Daniel Le Grange und Dr. James Lock entwickelt und ist deshalb auch als Maudsley-Methode (Maudsley approach) bekannt. Mithilfe von FBT sind seit über 30 Jahren weltweit unzählige Kinder gesund geworden und Familien der Anorexie-Falle entkommen.

Wissenschaftliche Basis

FBT ist in vielen Studien gut erforscht. Sie ist nachgewiesenermaßen erfolgreicher als alle anderen bekannten Behandlungsmethoden für Kinder und Jugendliche bei Magersucht und der Standardbehandlungsansatz in Großbritannien, den USA, Kanada, Neuseeland und Australien.

Behandlungsansatz

FBT ist als Behandlungsansatz für junge Menschen bis 18 Jahre entwickelt worden. Aber auch bei jungen Erwachsenen im Altersspektrum bis 25 Jahre wird die Methode in abgewandelter Form erfolgreich angewendet. Bei FBT geht es darum, stationäre Behandlungen zu vermeiden bzw. so kurz wie möglich zur Stabilisierung zu nutzen. Die Behandlung der Patient:innen erfolgt zuhause. Eltern werden geschult und befähigt, ihrem Kind aktiv helfen zu können, wieder ein gesundes Normalgewicht zu erlangen, dieses zu halten und nachhaltig gesunde Essgewohnheiten zu entwickeln.

Family-Based Treatment (FBT) und Familienintegrierte Therapie (FiT)

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In der ersten Phase, der sogenannten Refeeding-Phase, geht es um die Gewichtswiederherstellung. Die Eltern werden dabei unterstützt, die Gewichtszunahme ihres Kindes voranzutreiben.
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Wenn ein gesundes Gewicht erreicht ist, sich der psychische Zustand des Patienten und die allgemeine Stimmung innerhalb der Familie signifikant verbessert haben, folgt die zweite Phase. Die altersgemäße Autonomie in allen Lebensbereichen wird wieder an den jungen Menschen zurückgegeben. Beim Essen selbst haben die Eltern noch eine kontrollierende und unterstützende Funktion, die über die Zeit abgebaut wird.
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Erst in der dritten Phase werden therapeutisch Probleme angegangen, sofern diese noch bestehen. Bei vielen Patienten verschwinden alle psychischen Auffälligkeiten, die mit der Anorexieerkrankung einhergegangen sind, sobald das individuelle gesunde Gewicht erreicht ist.

FBT Grundprinzipien

Eltern als Ressource
Die Eltern und die Familie sind in den allermeisten Fällen nicht das Problem, sondern die Lösung. Die Eltern sind die größte Ressource des erkrankten Kindes. Niemand ist in der Lage, sich des aktuellen Problemes des Kindes mit derselben Ausdauer, Intensität und Liebe anzunehmen wie seine Eltern. Generell geht man bei FBT nicht davon aus, dass eine gestörte Familienstruktur oder pathologische Eltern-Kind-Beziehung vorherrscht. Eltern müssen deshalb dabei unterstützt werden, Experten für diese Krankheit zu werden.
Autonomie
Es ist notwenig, dass die Eltern für eine begrenzte Zeit die komplette Autonomie über kritische Lebensbereiche wie Essen und Bewegung übernehmen. Das Kind isst nicht nicht, weil es nicht will, sondern weil es nicht kann. Es hat sich diese Krankheit nicht ausgesucht. Die Krankheit hat sich das Kind ausgesucht. Es braucht jetzt keine zusätzlich übertragene Verantwortung für das eigene Essverhalten, die es in seinem jetzigen Zustand nicht bewältigen kann. Es benötigt keine psychotherapeutischen Gespräche über Kalorien, Nährwerte und Stoffwechsel. Es benötigt nicht die Suche nach Ursachen, die es in den allermeisten Fällen nicht gibt. Es benötigt praktische und handfeste intensive Hilfe. Jetzt.
Externalisieren
Eltern sollten lernen, Ihr Kind von der Krankheit zu trennen. Das sogenannte Externalisieren der Krankheit ist eine zentrale Komponente von FBT: Es bedeutet, dass der junge Mensch nicht für die Erkrankung verantwortlich gemacht werden darf. Die Erkenntnis und das Wissen darum, dass die Krankheit das Kind kontrolliert, hilft den meisten Eltern, sehr schnell besser mit der Situation umgehen zu können. 
Gewicht Wiederherstellung
Der wichtigste Faktor zu Beginn der Behandlung ist eine schnelle Wiederherstellung des Gewichts. Und zwar eine völlige Wiederherstellung des historisch gesunden Gewichts, das das Kind hatte, bevor die Krankheit in sein Leben kam. Bei den meisten jungen Menschen tritt mit steigendem Gewicht eine deutliche Verbesserung der psychischen Verfassung und der Stimmungslage ein. Stück für Stück kommt wieder das Kind zum Vorschein, das man kennt.
Exposition
Ein erkranktes Kind benötigt in seiner Situation kompetente Eltern, die wissen, wie sie es ihrem Kind wieder ermöglichen, essen zu können. Essen und Lebensmittel, Körpergewicht, Aussehen. Alles das ist hochgradig angstbesetzt für junge Menschen mit Anorexie. Was der junge Mensch erlebt, sind Panikattacken und Angstzustände, wenn er vor dem Essen sitzt. Im fortschreitenden Verlauf der Erkrankung werden immer mehr Lebensmittel immer stärker angstbesetzt. Diese oft tödliche Spirale gilt es zu durchbrechen. Der Abbau der sogenannten Fearfoods ist essentieller Bestandteil einer Behandlung
Eltern Selbstfürsorge und Teamarbeit
Eltern sollten darin unterstützt werden, diese extrem belastende Zeit gut durchzustehen. Die Erhaltung der psychischen Gesundheit und Leistugsfähigkeit der Eltern ist ebenfalls ein Grundpfeiler der Behandlung. Ebenso müssen Eltern lernen, gemeinsam gegen die Krankheit vorzugehen. Anorexie hat auch die Tendenz, Beziehungen zu zertören. Sowohl durch die extreme psychische Belastung, der das Familiengefüge ausgesetzt ist, als auch durch gegenseitige (oft sehr unterschwellige) Schuldzuweisungen. Anorexie spaltet, auch Beziehungen.
Klinik Zuhause
Der richtige Platz für einen erkrankten jungen Menschen ist keine Klinik, sondern sein Zuhause. Die beste "Klinik", die es für seine spezielle Essstörung gibt. Mit dem besten, liebevollsten und konsequentesten Betreuungsteam, das es gibt: seinen Eltern. Junge Menschen aus ihrem vertrauten Umfeld und aus ihrer Familie herauszureißen, führt zu Traumatisierung, behindert den Gesundungsprozeß und ist, wenn immer möglich, zu vermeiden. Erkrankte Kinder und Jugendliche eignen sich im häuslichen und realen Umfeld zudem viel einfacher wieder gesunde und normale Essgewohnheiten an.
Genetik
FBT fragt nicht nach der individuellen Genese der Erkrankung und stellt auch keine Schuldfrage. Für einen Genesungsprozeß ist dies nicht relevant. Neuere Forschungsergebnisse zeigen auch, dass biologische, genetische und neurologische Faktoren bei der Erkrankung eine viel größere Rolle spielen, als man lange annahm. Viele an Magersucht erkrankte Kinder und Jugendliche kommen aus völlig normalen Familien, über die die Erkrankung wie eine Naturgewalt hereinbricht.

Organisationen

Im Kompetenzzentrum FiT arbeiten Expertinnen und Experten zusammen, um Familien auf ihrem Weg aus der Anorexie heraus zu unterstützen. Es bietet vielfältige Informationen und Angebote für Eltern, die sie für die anspruchsvolle Begleitung ihrer erkrankten Kinder stärken sollen.
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Die Elterngruppe FiT Anorexie ist ein Zusammenschluss von Eltern auf privater Basis, die sich online in der Begleitung ihrer Kinder mit der FiT unterstützen. Kernanliegen ist die praktische Unterstützung der Eltern im Alltag.
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Das Elternetzwerk Magersucht e.V. ist eine Organisation für Eltern im deutschsprachigen Raum, deren Kinder an Magersucht erkrankt sind. Das Netzwerk wird ehrenamtlich von Eltern für Eltern unterhalten und bietet Unterstützung, Information und Ressourcen für familienbasierte Behandlungsmethoden, Online-Eltern-Selbsthilfegruppen und Kontakte.
FEAST (Families Empowered And Supporting Treatment for Eating Disorders) ist eine globale Non Profit Organisation, die sich der Erforschung und Behandlung von Essstörungen widmet. Du findest bei FEAST auch viele Informationen zu FBT und familienbasierten Behandlungsmethoden.
ATDT, wie das Forum kurz genannt wird, ist ein Schatz an Hintergrundinformationen, Erfahrungsberichten, gegenseitiger Unterstützung und Motivation. Es finden sich hunderte ganz konkrete Tipps zur richtigen Umsetzung von FBT-Prinzipien im Alltag und am Esstisch. Viele Familien nennen diesen Austausch, der rund um die Uhr verfügbar ist, ihren Lebensretter.
When you know better, you do better! - Weil sie um die Hilflosigkeit wissen, wenn ein Familienmitglied an Anorexia nervosa erkrankt, haben Eltern für Eltern die Plattform "EAT-Team.com" erstellt, um aktuelle und wissenschaftlich fundierte Informationen sowie Blog-Beiträge rund um restriktive Anorexie/Binge-Purge-Anorexie zur Verfügung zu stellen und Aufklärungsarbeit zu leisten, aus ihrer Erfahrung heraus: je mehr wir über die Anorexie wissen, desto bessere Entscheidungen können wir für unser erkranktes Kind und unsere Familie treffen.
Im Jahr 2021 lernte ich die Empathiewerkstatt im Thurgau unter der Leitung von Uschi Kellenberger kennen.
Dort begann ich die intensive, herausfordernde – und zugleich zutiefst unterstützende und nährende – fünfjährige Ausbildung zur empathischen Coachin und Mediatorin, die ich 2026 abschließen werde. Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) wurde für mich weit mehr als eine Methode:
Sie ist zu einer inneren Haltung geworden, die es mir ermöglicht, Menschen in den schwierigsten Momenten ihres Lebens gefühls- und bedürfnisorientiert zu begleiten.
Die zahlreichen Ressourcen von Heidi leisten einen bedeutenden Beitrag – sowohl für Betroffene und Angehörige als auch für Menschen, die sich selbstfürsorglich und körpertherapeutisch weiterentwickeln möchten.
Der Verein Trialog Antistigma Schweiz setzt sich ein für ein besseres Verständnis von psychischen Krankheiten und für den Abbau von Vorurteilen.
Bestrice Wirth eröffnet bald in Winterthur das Lebellenhaus – ein sozialpädagogisches Wohn- und Betreuungskonzept für Jugendliche im Alter von 14 bis 20 Jahren, die von Anorexie betroffen sind.
Im Lebellenhaus finden junge Menschen einen geschützten Raum, in dem sie individuell begleitet, gefördert und auf ihrem Weg zur Stabilisierung unterstützt werden. Das Ziel ist, den Jugendlichen, bei somatischer Stabilität neue Perspektiven und Lebensqualität zu ermöglichen.

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