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Was ist FBT/FiT

"Wenn man mit Jugend­lichen, die an Anorexie leiden nicht familien­basiert arbeitet, macht man etwas falsch!"

Dr. med. Dagmar Pauli, Chefärztin und Stv. Klinikdirektion Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich (Zitat aus ihrem Vortrag beim Internationalen Symposium für Essstörungen in der Universitätsklinik Zürich im November 2023)

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FBT steht für »family based treatment« und wird immer unter Anleitung eine:r ausgebildeten FBT-Therapeut:in durchgeführt. In Deutschland, Österreich und in der Schweiz gibt es viel zu wenige FBT-Therapeut:innen. Darum hat sich in den letzten Jahren im deutschsprachigen Raum eine Behandlungsmethode entwickelt, die sich an den Grundsätzen des FBT orientiert, welche von den Eltern aber ohne therapeutische Begleitung durchgeführt wird: die Familienintegrierte Therapie FiT. Sie folgt in den wesentlichen Grundsätzen den Handlungsempfehlungen des manualisierten FBT, weshalb im Folgenden FBT näher vorgestellt werden soll.

FBT als Methode zur Behandlung von Magersucht bei Kindern und Jugendlichen wurde in den 70er-und frühen 80er-Jahren am Maudsley Hospital in London von Prof. Daniel Le Grange und Dr. James Lock entwickelt und ist deshalb auch als Maudsley Methode (Maudsley approach) bekannt. Mithilfe von FBT sind seit über 30 Jahren weltweit unzählige Kinder  gesund geworden und Familien der Anorexie-Falle entkommen.

FBT ist in vielen Studien gut erforscht. Sie ist nachgewiesener Weise erfolgreichreicher als alle anderen bekannten Behandlungsmethoden für Kinder und Jugendliche bei Magersucht und Standardbehandlungsansatz in Großbritannien, USA, Kanada, Neuseeland und Australien.

FBT ist als Behandlungsansatz für junge Menschen bis 18 Jahre entwickelt worden. Aber auch bei jungen Erwachsenen im Altersspektrum bis 25 Jahre wird die Methode in abgewandelter Form erfolgreich angewendet.

Bei FBT geht es darum, stationäre Behandlungen zu vermeiden resp. so kurz wie möglich zur Stabilisierung zu nutzen. Die Behandlung der Patient:innen erfolgt zuhause. Eltern werden geschult und befähigt, ihrem Kind aktiv helfen zu können, wieder ein gesundes Normalgewicht zu erlangen, dieses zu halten und nachhaltig gesunde Essgewohnheiten zu entwickeln.

Eine FBT-Behandlung findet in drei Phasen statt, die sich über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren erstrecken:

In der ersten Phase, der sogenannten Refeeding-Phase, geht es um die Gewichtswiederherstellung. Die Eltern werden dabei unterstützt, die Gewichtszunahme ihres Kindes voranzutreiben.

Wenn ein gesundes Gewicht erreicht ist, sich der psychische Zustand des Patienten und die allgemeine Stimmung innerhalb der Familie signifikant verbessert hat, folgt die zweite Phase. Die altersgemäße Autonomie in allen Lebensbereichen wird wieder an den jungen Menschen zurückgegeben. Beim Essen selbst haben die Eltern noch kontrollierende und unterstützende Funktion, die über die Zeit abgebaut wird.

Erst in der dritten Phase werden therapeutisch Probleme angegangen, sofern diese noch bestehen. Bei vielen Patienten verschwinden alle psychischen Auffälligkeiten, die mit der Anorexieerkrankung einhergegangen sind, sobal das individuelle gesunde Gewicht erreicht ist.

FBT hat folgende grundlegende Prinzipien:

  • Die Eltern und die Familie sind in den allermeisten Fällen nicht das Problem, sondern die Lösung. Die Eltern sind die größte Ressource des erkrankten Kindes. Niemand ist in der Lage, sich des aktuellen Problemes des Kindes mit derselben Ausdauer, Intensität und Liebe anzunehmen wie seine Eltern. Generell geht man bei FBT nicht davon aus, dass eine gestörte Familienstruktur oder pathologische Eltern-Kind-Beziehung vorherrscht. Eltern müssen deshalb dabei unterstützt werden, Experten für diese Krankheit zu werden.
     

  • Der wichtigste Faktor zu Beginn der Behandlung ist eine schnelle Wiederherstellung des Gewichts. Und zwar eine völlige Wiederherstellung des historisch gesunden Gewichts, das das Kind hatte, bevor die Krankheit in sein Leben kam. Bei den meisten jungen Menschen tritt mit steigendem Gewicht eine deutliche Verbesserung der psychischen Verfassung und der Stimmungslage ein. Stück für Stück kommt wieder das Kind zum Vorschein, das man kennt.
     

  • Der richtige Platz für einen erkrankten jungen Menschen ist keine Klinik, sondern sein Zuhause. Die beste "Klinik", die es für seine spezielle Essstörung gibt. Mit dem besten, liebevollsten und konsequentesten Betreuungsteam, das es gibt: seinen Eltern. Junge Menschen aus ihrem vertrauten Umfeld und aus ihrer Familie herauszureißen, führt zu Traumatisierung, behindert den Gesundungsprozeß und ist, wenn immer möglich, zu vermeiden. Erkrankte Kinder und Jugendliche eignen sich im häuslichen und realen Umfeld zudem viel einfacher wieder gesunde und normale Essgewohnheiten an.
     

  • Es ist notwenig, dass die Eltern für eine begrenzte Zeit die komplette Autonomie über kritische Lebensbereiche wie Essen und Bewegung übernehmen. Das Kind isst nicht nicht, weil es nicht will, sondern weil es nicht kann. Es hat sich diese Krankheit nicht ausgesucht. Die Krankheit hat sich das Kind ausgesucht. Es braucht jetzt keine zusätzlich übertragene Verantwortung für das eigene Essverhalten, die es in seinem jetzigen Zustand nicht bewältigen kann. Es benötigt keine psychotherapeutischen Gespräche über Kalorien, Nährwerte und Stoffwechsel. Es benötigt nicht die Suche nach Ursachen, die es in den allermeisten Fällen nicht gibt. Es benötigt praktische und handfeste intensive Hilfe. Jetzt.
     

  • Ein erkranktes Kind benötigt in seiner Situation kompetente Eltern, die wissen, wie sie es ihrem Kind wieder ermöglichen, essen zu können. Essen und Lebensmittel, Körpergewicht, Aussehen. Alles das ist hochgradig angstbesetzt für junge Menschen mit Anorexie. Was der junge Mensch erlebt, sind Panikattacken und Angstzustände, wenn er vor dem Essen sitzt. Im fortschreitenden Verlauf der Erkrankung werden immer mehr Lebensmittel immer stärker angstbesetzt. Diese oft tödliche Spirale gilt es zu durchbrechen. Der Abbau der sogenannten Fearfoods ist essentieller Bestandteil einer Behandlung.
     

  • FBT fragt nicht nach der individuellen Genese der Erkrankung und stellt auch keine Schuldfrage. Für einen Genesungsprozeß ist dies nicht relevant. Neuere Forschungsergebnisse zeigen auch, dass biologische, genetische und neurologische Faktoren bei der Erkrankung eine viel größere Rolle spielen, als man lange annahm. Viele an Magersucht erkrankte Kinder und Jugendliche kommen aus völlig normalen Familien, über die die Erkrankung wie eine Naturgewalt hereinbricht.
     

  • Eltern sollten lernen, Ihr Kind von der Krankheit zu trennen. Das sogenannte Externalisieren der Krankheit ist eine zentrale Komponente von FBT: Es bedeutet, dass der junge Mensch nicht für die Erkrankung verantwortlich gemacht werden darf. Die Erkenntnis und das Wissen darum, dass die Krankheit das Kind kontrolliert, hilft den meisten Eltern, sehr schnell besser mit der Situation umgehen zu können. 
     

  • Eltern sollten darin unterstützt werden, diese extrem belastende Zeit gut durchzustehen. Die Erhaltung der psychischen Gesundheit und Leistugsfähigkeit der Eltern ist ebenfalls ein Grundpfeiler der Behandlung. Ebenso müssen Eltern lernen, gemeinsam gegen die Krankheit vorzugehen. Anorexie hat auch die Tendenz, Beziehungen zu zertören. Sowohl durch die extreme psychische Belastung, der das Familiengefüge ausgesetzt ist, als auch durch gegenseitige (oft sehr unterschwellige) Schuldzuweisungen. Anorexie spaltet, auch Beziehungen.


Es ist keine Frage: FBT wie auch die FiT ohne Therapeut:in verlangt den Eltern und der ganzen Familie viel ab. Beide Behandlungsmethoden erfordern ausdrücklich kein Einverständnis de:r Patient:in. Vor allem zu Beginn der Behandlung stehen die jungen Patienten den neuen Maßnahmen oft mit sehr viel Aggression und Ablehnung entgegen, was für Eltern schwer auszuhalten ist. Eine durchgehende Betreuung und Pflege des Kindes ist notwendig. Schädigende Verhaltensweisen wie übermäßiger Bewegungsdrang, selbstverletzendes Verhalten und Erbrechen müssen unterbunden werden.

Meist bleibt deshalb ein Elternteil für einen längeren Zeitraum zu Hause, um diese große Aufgabe gewährleisten zu können.

Es gibt nicht "die" FBT/FiT Behandlung nach Schema F. Jede Familie, jedes Kind ist anders. Jede Familie muss ihren eigenen, individuellen Weg finden. Aber nicht jeder muss das Rad neu erfinden. Es gibt viele erprobte Methoden, die vielen Familien geholfen haben. Man kann von den Erfahrungen anderer Eltern lernen und Inspiration für den eigenen Weg erhalten.

 

 

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Unser Sorgenkind Nina ist nun 15 1/2 Jahre alt und im Herbst 2020 an Anorexie erkrankt.

Im Sommer 2021 musste sie in die KJP, wo sie 2 Monate blieb. Das Aufnahmegewicht lag bei 41kg. In dieser Zeit habe ich im Internet recherchiert und fand eine Therapieform, die FBT heißt. Mit deiner Unterstützung, und der Hilfe des Elternnetzwerk Magersucht ist es mir gelungen, meine Tochter innerhalb von ein paar Wochen auf ihre alte Gewichtskurve zurück zu bekommen.

Der Weg zur Genesung war sehr kompliziert und manchmal schien er absolut vergebens zu sein. Anna du hast mich so unterstützt! So konnte ich voller Zuversicht und Mut in kleinen Schritten weiterkommen.

Du hast uns mit unterstützt das Leben unserer Tochter zu retten!

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MONIKA
Stralsund
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